O Preußens, Deutschlands Volk!
Mit Jubelgruße
Schau’ ich hinaus in alle
deine Gauen,
Ob irgendwo ein Antlitz sei zu
schauen,
Das nicht hat abgebüßt der
Trägheit Buße.
Du hast genug in thatenloser
Muße
Von Gottes Lust dich lassen
überblauen,
Nicht denkend, dir darin ein
Haus zu bauen,
Darin du stündest einst mit
festem Fuße.
Doch nun umher sich tausend
Hände regen,
Und tausend Augen
hoffnungsleuchtend flammen –
Auch du, mein Gruß, mein
Jubelgruß erwache!
Fahrt fort, die Steine frisch
zurecht zu legen,
Und bald – es sind die Meister
schon beisammen –
Steht unter Bau vom Fuße bis
zum Dache.
II. – Der dritte Februar
Als jener Ruf an Deutschlands
Volk erschalte:
Auf, zu den Waffen, gegen
Knechtschafts-Bande!
Auf, zu den Waffen, gegen
Sclaven-Schande!
Da war nicht eine Hand, die
sich nicht ballte.
Und als zum zweiten Mal der
Ruf nun hallte
Vom fernen Rhein bis zu dem
Ostseestrande,
Da weh’te heiß ein Glüh’n
durch alle Lande,
Als ob ein Himmelshauch
herniederwallte.
Es schlugen uns’re Väter jene
Schlachten,
Die aus dem Land den stolzen
Feind getrieben,
Und fest geknüpft der
deutschen Einheit Bande.
Nie soll die Söhne Sclaverei
umnachten;
Ihr Muth, ihr Feldgeschrei ist
uns geblieben:
Vorwärts! Mit Gott! und Heil
dem Vaterlande!
III. - Aufgebot
Fürwahr, es ist ein Aufgebot
ergangen
An alle Herzen, die sich jung
erhalten,
Und die des Weltgeists
wunderbares Walten
Mit Jünglingsgluth vermögen zu
umfangen.
Doch ihr auch, die ihr von der
Rast, der langen
Entherzt seid, o ihr Schwachen
und ihr Alten,
Empor, empor! die Seele zu
entfalten.
Und abzuthun das Zagen und das
Bangen.
O nein! Ihr dürft nicht
schlafen, dürft nicht träumen,
Da tausend laute, mächt’ge
Heroldstimmen
Hinaus zum lichtbeglückten
Tagwerk rufen.
Hinaus, hinaus drum Alle ohne
säumen! –
Und wer nicht kann des Tempels
Höh’ erklimmen,
Der weile andachtsvoll u
seinen Stufen.
IV. – Schwert-Weihe
Nicht jene Schwerter, die nur
Wunden schlagen,
Nicht jene Waffen, die zum
Mord nur blitzen,
Nicht stahl, geschwungen, Blut
nur zu verspritzen,
Soll fürder man bei uns zu
preisen wagen.
Doch soll fürwahr kein tapf’rer
Mann drum klagen,
Daß wir nicht starke Waffen
mehr besitzen
Zu Schutz und Trutz in heißen
Kampfes Hitzen –
Ein and’res Schwert jedoch
ziemt uns’ren Tagen!
Woh! hat jenes Schwert den
Sieg errungen,
Doch jetzt laßt’s immer ruh’n
an seinem Orte,
Laßt’s ruh’n auf immer von der
blut’gen Fehde!
Ein Schwert wird fürder nur
bei uns geschwungen:
Es wird gekämpft nur mit dem
freien Worte,
Den sieg errungen hat die
freie Rede! -
V. – Ständische Heerschau
Es kann mein Lied nicht Aller
Namen nennen,
Die muthig kämpfen für die
deutsche Ehre;
Verewigt hat sie Klio schon,
die hehre,
Der Enkel Muth noch spöt dran
zu entbrennen.
Wer sollte Beckerath, nicht
deinen kennen!
Camphausen, Mevissen, der
Freiheit Wehre!
Sperling und Vinck, die oft
der Adler Lehre, -
Von ihnen darf ich Hansemann
nicht trennen.
Dann aber mit der Freiheit
starkem Schilde
Die wackern Preußen: Saucken,
Auerswald, -
Wir haben ihre Thaten wohl
erfahren.
Gleich muthig kämpfen sie auf
dem Gefilde,
Schwerin voran, die markige
Gestalt,
Gleichwie der Alte einst vor
hundert Jahren! –
VI. - Rhein
Von Alpengletschern stürz’ ich
mich mit Brausen,
Durch’s Land der Freiheit
strömen meine Fluthen;
Drum will fürwahr es immer
mich gemuthen,
Als sollt’ ich nur bei freien
Völkern hausen.
Und wenn ich rastlos so mit
Sturmessausen
Im wilden Sturze abgekühlt die
Gluthen,
Fließ’ ich als Wächter
deutscher Grenzes-Huthen
In mancher Krümmung ruhigeren
Pausen.
Dann, wenn vom Deutschen ich
getrennt den Franken,
Dann geht’s im vollen,
schnellen Lauf nach Preußen,
An hohe Klippen schäum’ ich an
mit Tosen;
Als wollt’ ich mich an
deutsche Burgen ranken:
Denn wie die Weichsel nimmer
mag den Reußen,
So mag der deutsche Rhein
nicht den Franzosen! -
VII. - Oder
Auf deutschen Bergen hab’ ich
meine Wiege,
Es geht mein Lauf durch
blühende Gefilde,
Zur seite dienen Berge mir zum
Schilde,
Die Zeugen von des großen
Königs Siege.
So fließ’ ich stolz, bis ich
mich seitwärts biege
In’s Märk’sche Land; da werd
ich plötzlich milde,
Nicht gleich’ ich mehr dem
heimathlichen Bilde,
Fast scheint’s, daß ich im
tiefen sand versiege.
Noch träger schlepp’ ich mich
durch Pommerns Gauen,
Sandwüsten rings, - fast werd
ich selbst zu sande,
Wenn ich den trägen Lauf mir
nicht verkürze.
Nur einmal noch, wo Anclam’s
Burg zu schauen,
erbraus ich stolz, bevor ich
eil’ zum Strande,
Von dem ich schäumend in die
Ostsee stürze. -
VIII. - Weichsel
Wild braus’ ich her durch der
Sarmaten Lande,
Des Ostens Schirmer, wie der
Rhein des Westen.
Mein starkes Bollwerk sind die
mächt’gen Vesten;
Mich selber halten kaum des
Ufers Bande.
Denn da ich oft geschaut der
Knechtschaft Schande,
Die nie ein deutsches Ufer
soll verpesten,
Schüttl’ ich mich wild, daß
mir von fremden Resten
Nichts hafte an, und eile
schnell zum Strande.
Kurz ist mein Lauf, nicht weil’
ich an den Küsten;
Doch reichlich kann ich meine
Ufer nähren,
Und meine Vesten sind noch nie
gefallen.
Und nimmer soll’s den Feind
danach gelüsten!
Denn hat der nahe Osten seine
Bären,
So haben Adler wir mit
scharfen Krallen! -
IX. - Beckerath
O du mein Held vom fernen
Rheingestade,
Nicht ohne Andacht nenn’ ich
deinen Namen,
Zu dessen Segnung tausendfält’ges
Amen
Entquillt aus jedem meiner
Herzenspfade.
Und so zu deinem Gruß ich Alle
lade,
Die regen Sinnes rings zu
schauen kamen,
Der heilbeglückten Zukunft
jungen Samen,
Und dafür anzufleh’n des
Himmels Gnade.
Du hast zuerst aus deiner
Seele Tiefen
Der Freiheit Flammenwort
heraufbeschworen,
Der Zukunft großen Tag uns zu
erkämpfen.
Und alle Ahnungen die jüngst
noch schliefen,
es hat dein Zauberwort sie neu
geboren,
Und keine Erdgewalt kann mehr
sie dämpfen -
X. - Vincke
Du Kämpe mit des Geistes
Eisenspitzen,
Du liebst es, wolkenwärts dein
Haupt zu tragen,
So daß beim jähen
Aneinanderschlagen
Ein Donnern oft hereinbricht
undein Blitzen.
es sei denn! – Ungewohnt das
Stillesitzen,
Magst du hinaus dich in’s
Getümmel wagen,
Und scheu nicht erst im heißen
Streitefragen,
Ob eine zarte Haut du könntest
ritzen.
Und so, mit nimmer
vorrathsleerem Köcher,
Das Adleraug’ auf deinen Fang
gerichtet,
Stehst du auf hoher Warte uns
ein Wächter.
Und gilt’s – dann bohren deine
Pfeile Löcher;
Und hat die Wunde nicht den
Feind vernichtet,
Thuts rings ein
unauslöschliches Gelächter. -
XI. - Aldenhoven
Zum Bauen wohl gehört zuerst
der Bauer,
Denn also ist#s in Wort und
That begründet;
Gleichviel, ob dieser Nam’ ein
Werk uns kündet
Von dieser oder jener Art und
Dauer.
Der Eine baut trotz Hitze,
Regenschauer,
Bis sich der winz’ge Keim zur
Frucht geründet,
Und daß nicht Frost und trifft
und Gluth uns zündet,
Erbau’n uns Andre Dach und
Fach und Mauer.
Du aber, Bauer, weißt
geschickter Weise
Des Landes Feld- und
Haus-Dienst zu verrichten,
Nach Art der Alleskundigen
Panurgen:
Denn du bebaust auf deiner
Lebensreise
Das Ackerfeld mit
nahrungsreichen Früchten,
Und auch das Vaterland mit
festen Burgen! -
XII. – Adolph von Rochow
Und jetzt zum Schluß ein
Friedensangedenken
inmitten aus des Kampfgewühles
Stunden;
Denn nimmer soll auf Trümmer
sich und Wunden
Des glorreich großen Tages
Sonne senken.
Und so denn soll die Zukunft
dein gedenken,
Als deß, der keinem
Streitgenoß verbunden,
Ward mannhaft, makellos und
grad befunden,
Der Geister hohes Lanzenspiel
zu lenken.
Auf deinem Haupt die
königliche Rechte,
in deiner Hand des Vaterlandes
sendung, -
So tratst du zu des großen
Tages Schranken.
Wohl dir, du edler Schiedsmann
im Gefechte,
Wohl dir, daß du erkannt des
Kampfes Wendung,
Wohl dir fürwahr, - du hörst
dir zwiefach danken! -